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REGINA WYRWOLL

GRÜNDUNGSMITGLIED VIDEONALE

HERBERT WENTSCHER VIDEONALE.1
ALLES BESTENS – VIDEOLIEDER
DATE 1983 LENGTH 31:00 min FORMAT 4:3
SPECIFICATIONS colour, sound, single channel

Herbert Wentscher, Jahrgang 1951, orientierte sich in den frühen 1980er Jahren wie viele Künstler seiner Generation am Fernsehen, das neben dem Kino den Alleinvertretungsanspruch in der visuellen Kultur für sich beanspruchte, sich aber bis auf wenige Ausnahmen dem künstlerischen Experiment verschloss. Doch anstatt dessen Bildsprache zu dekonstruieren und in schnelle, oft aggressiv aufgeladene Sequenzen zu transformieren wie andere Kollegen, zielte Wentscher auf die behäbige Volksmusikkultur. In den ironisch-süßlichen Videoliedern ging es ihm darum, die Berührungszonen von Alltagsund Hochkultur herauszuarbeiten, also den Moment zu markieren, in dem das Profane ins Heilige umschlägt und umgekehrt.

In der alten Bundesrepublik, dazu in deren Hauptstadt Bonn, war die Gründung des Videokunstfestivals 1984 eine beherzte Reaktion auf das verstärkte Auseinanderdriften von verschiedenen Kunstszenen und deren gesellschaftlicher Relevanz. Während sich mit den ›Jungen Wilden‹ in der Malerei die fast unmittelbare Verwertbarkeit der Werke auf dem Markt durchsetzte, fanden experimentelle und gesellschaftskritische Künstler in der Videonale und in kurz darauf gegründeten Festivals endlich eine angemessene Öffentlichkeit. Bis heute hat sich die Videonale diese für die Kunstentwicklung so unverzichtbare Widerständigkeit und Offenheit bewahrt, auch wenn sie selbst im Museum angekommen ist!