STEPHAN BERG

Eine inhaltlich, wie visuell ebenso wuchtige wie verstörende Schwarz-Weiß-Untersuchung über die Zerstörung eines Individuums durch die Macht des Textes. In dieser Adaption von Maurice Blanchots Roman THOMAS DER DUNKLE (1941) wird auf schlagende Weise deutlich, dass nicht nur jeder Text ein Körper ist, sondern auch jeder Körper ein Text, der durch diesen zersetzt werden kann. Harte Kost aus den Tiefen linguistisch inspirierter Bildforschung, aber unbedingt lohnend.

Die Bedeutung der Videonale liegt zentral in ihrer Fähigkeit begründet, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und zu erneuern, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Im Mittelpunkt steht nicht die nostalgische Rückschau auf eine historisch abgeschlossene Epoche der frühen Medienkunst, sondern das neugierige Ausloten ihrer medialen Weiterentwicklungen. Dass das ohne ideologische Scheuklappen, immer aber mit einem dezidierten Bekenntnis zum künstlerischen Experiment, zur ästhetischen Herausforderung passiert, macht die Videonale bis heute unentbehrlich.