ULU BRAUN

Öfter sehen wir Protagonisten, die zur Sonne blicken. Wären sie nicht so heruntergekommen, könnte man denken, sie tun dies aus Hingabe. Der Balanceakt zwischen Vertrautem und Abstoßendem entwickelt einen fesselnden Sog. Wenn die Protagonistin im Flussbett Wurzeln oder Fischkadaver aufliest, frisches Wasser abzapft, in eine Chipstüte uriniert (zum Blumengießen) und tot am Straßenrand liegende Kätzchen beerdigt, können wir dies auf zwei Arten lesen: als zivilen Kollaps oder als ökologische Verantwortung. Dodge & Kahn gelingt es, eine existenzielle Realität aufzuzeigen, die wie ein Pendel unseren medialen Erfahrungshorizont abklopft.

Wie stelle ich diese bedeutende zeitgenössische Kunstströmung adäquat in einer Überblicksschau aus? Die Videonale hat, solange ich sie kenne, dazu jedes Mal Antworten gesucht. Der große Unterschied zu jedem anderen Medienkunstfestival ist, dass sie den Ausstellungskontext hervorhebt, obwohl dieser Schwierigkeiten mit sich bringt. Inwieweit und vor allem wie ist ein Video als klassisches Ausstellungswerk oder in einer dem Kino ähnlichen, konzentrierten Screening-Situation angemessen zu inszenieren? Diese Frage sollten sich Künstler, Ausstellungsmacher und Videonale weiterhin stellen.