DE
EN

FRANÇOIS NOUGUIÈS

THE JAPANESE SANDMAN
Date: 2014
Length: 51:02 min.
Format: 16:9
Specifications: Farbe, Ton, Einkanal
Courtesy the artist

Es ist der 17. September 2011: Um den französischen Heritage Day zu feiern, veranstaltet der Künstler François Nouguiès einen zwölfstündigen Tanz-Marathon, der mit Kameras dokumentiert wird, im Pariser MAC/VAL, dem Museum für zeitgenössische Kunst. Als Inspiration dient Horace McCoys Roman THEY SHOOT HORSES, DON’T THEY? von 1935, zur Zeit der Großen Depression in Amerika, in welcher zahlreiche Tanz-Marathons stattfanden. Der größte Unterschied bei Nouguiès Experiment: Es gibt keinen Gewinn. Ziel der Teilnehmer ist es, Teil des Events zu sein, etwas Neues zu kreieren, an seine eigenen physischen sowie psychischen Grenzen zu stoßen, Interaktion. »What to expect from an offer like this one which relates to reality-TV?« Reality-Shows entsprechen einem Konzept, in dem Persönlichkeiten offengelegt werden, es folgt einer Reihe von Regeln. THE JAPENESE SANDMAN gibt nur vage Strukturen vor, es ist ein Experiment, welches auch fehlschlagen darf. Eine eigene Realität entsteht durch Kreativität, Leidenschaft für das Tanzen und Interaktion. Natürlich gehört auch Selbst-Exhibitionismus dazu: Man wäre schließlich nicht hier, in dem gläsernen Museumsbau, wenn man nicht auch gesehen werden wollte. Die Tänzer sind sich der Kameras und Zuschauer bewusst, sind so in einer ungewohnten Situation, jedoch schaffen sie es, Teil dieser Performance zu sein, ohne vorzugeben zu spielen. Durch ihre kollektive Kreativität kreieren sie Reflexe, Reaktionen, Komplikationen. Nicht nur der eigene Körper wird herausgefordert, es entsteht spürbarer psychologischer Druck. Doch Monsieur Loyal, der den Tanz-Marathon moderiert, manipuliert diese Stimmung gekonnt, sodass der Spaß nicht verloren geht.

Karen Drübert

* 1969 in Montpellier FRA, lebt und arbeitet in Paris FRA, Grenoble FRA und Sofia BUL